Schüler leben Integration im Alltag
Religionsschüler des Friedrich-Franz-Gymnasiums bekommenWettbewerbspreis für Projekt „Junge Flüchtlinge bei uns“
PARCHIM Plötzlich waren sie da, gleichaltrige Jungen und Mädchen, die mit oder ohne ihre Eltern nach Deutschland geflüchtet waren und nun im Friedrich-Franz-Gymnasiumin Parchim die Schulbank drückten. Die größte Hürde für ein Näherkommen war das fehlende Wissen über den anderen. „Das musste sich ändern. Nachdem ich bereits seit mehr als zehn Jahren Klassen bei der Teilnahme an Wettbewerben zur politischen Bildung begleitet habe, schien mir das hoch
aktuelle Thema ,Junge Flüchtlinge bei uns’ für ein eigenes Projekt geeignet“, so Religionslehrerin Diana Schlüter-Beck“. Bei den Schülerinnen und Schülern ihrer Religionsklasse 10c traf sie damit auf offene Ohren.
Die Mädchen und Jungen gingen auf Spurensuche, wollten möglichst viel über ihre neuen Mit-schüler, die Situation in den Heimatländern, ihre Hoffnungen und Träume sowie die Lebensper-spektiven in Erfahrung bringen. „Wir wollten aber nicht nur darüber reden, sondern etwas gemeinsam auf die Beine stellen, um Ängste und Vorurteile abzubauen“, so Diana Schlüter-Beck. Ein Kunstobjekt sollte Brücken bauen. Im November 2016 machten sich 32 junge Leute – Schüler
der 10c und einer DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) des Gymnasiums – auf den Weg ins Kulturforum nach Pampin.
Bei Prof. Dr. Wolfgang Vogt fanden sie dort offene Ohren für ihr Vorhaben. Mit dem international renommierten Bildhauer und Maler Herbert W.Hundrich – seit Jahrzehnten Pendler zwischen den Welten – der 2007 mit einem Kunstprojekt Jugendlicheaus Israel und Palästina zusammen brachte, stand denParchimer Gymnasiasten ein hochkarätiger Wettbewerbspate zur Seite. „Es war für alle Beteiligten ein eindrucksvolles Erlebnis und der Beweis,dass Kunst Brücken schlagen kann“, ist sich Prof. Vogt mit Diana Schlüter-Beck einig.
Nach sechs Stunden gemeinsamer Arbeit sind beimPampiner Workshop drei großformatige Bild-wände entstanden. Nach dem Kunsterlebnis gab es Gespräche, die „unter die Haut gingen“. Ein halbes Jahr später ist nun ein Teil des Wettbewerbsbeitrages der 10c mitten in der Kreisstadt – in der stilvollen Kundenhalle der Sparkasse – zu sehen. „Es ist uns wichtig, dieses kontrovers diskutierte Thema nicht nur im Gymnasium, sondern öffentlich für jedermann zu zeigen“, meint Schulleiter Volkhard Merzsch, der seine 10c zur Eröffnung begleitet hat.
Sparkassenvorstand Joachim Ziegler erinnerte an eigeneBezüge zum Thema, denn die Fluchter-lebnisse seiner Großeltern haben auch bei ihm Spuren hinterlassen. AnettNuklies und Ute Gellermann vom Büro für Chancengleichheit beim Landkreis, die vor Ort Ansprechpartner für das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ sind, nutzen die Ausstellung, um daran zu erinnern, dass Angriffe auf die Demokratie eine dauerhafte Herausforderung für die gesamte Gesellschaft bleiben.
Noch bis zum 19. Juni kann die Ausstellung des Wettbewerbsbeitrages der 10c während der Schalterzeiten der Sparkasse besucht werden. Die Akteure hoffen nun, dass Mitschüler und Bürger der Stadt dies als Diskussionsgrundlageund zur Information nutzen. (Wolfried Pätzold)
Kunst verbindet: „Wir machen das
Schüler des Parchimer Friedrich-Franz-Gymnasiums setzen im Kulturforum Pampin Kunst-Projekt zur Integration um.
Pampin Die Kunsthalle wurde gestern abrupt aus dem Winterschlaf gerissen. 32 Mädchen und Jungen, die zur Klasse 10c und einer DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) des Friedrich-Franz-Gymnasiums in der Kreisstadt gehören, waren mit ihrer Religionslehrerin Diana Schlüter-Beck und Deutschlehrerin Sabine Gläse ins Kulturforum gekommen, um zusammen mit dem international bekannten Bildhauer und Maler Herbert W.H.Hundrich ein spezielles Kunstprojekt umzusetzen. Damit wollen sich die 15- und 16-Jährigen am diesjährigen Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung, der noch bis zum 12. Dezember läuft, beteiligen. Der Wettstreit steht unter dem Motto: „Flüchtlinge bei uns“. „Es ist unser Thema. Im Unterricht und in der Freizeit sind wir damit täglich unmittelbar konfrontiert. Da liegt es nahe, sich mit den Hintergründen, den Problemen und Chancen der Flüchtlingsproblematik auseianderzusetzen“, meint Diana Schlüter-Beck. Nachdem sie bereits vor drei Jahren mit den gleichen Schülern an einem Gewalt Präventionsprojekt bei Prof. Dr. Wolfgang Vogt im Kulturforum gute Erfahrungen gesammelt hat, fand sie hier erneut offene Ohren für ihr Vorhaben.
Mit dem international renomierten Bildhauer und Maler Herbert W.H. Hundrich – seit Jahrzehnten Pendler zwischen den Welten – der 2006 mit einem Kunstprojekt Jugendliche aus Israel und Palästina zusammen brachte, stand den Parchimer Gymnasiasten gestern ein hochkarätiger Wettbewerbspate zur Seite. „Mir ist es wichtig, dass jeder einzelne ein Teil des Ganzen ist, wir zusammen Farbe ins Leben bringen, den Gedanken ausreichend freien Raum geben und es allen Spass macht mit Kunst eine Art Schutzraum für die Freunde und Familien, für die Menschen zu schaffen“, erklärt Hundrich sein Konzept.
Nach sechs Stunden gemeinsamer Arbeit sind beim Workshop drei grossformatige Bildwände entstanden, die in den nächsten Wochen in Parchim zu sehen sein werden. Dazu gehört auch eine „Collage der Köpfe“ aus Stahl, bei der Hartmut Holz, Inhaber einer Schlosserei in Marnitz tatkräftige Unterstützung leistete.
Marie, Srenja, Pascal, Hahmoud, Mariam, Ole, Finn und ihre Mitschüler waren sich einig: „Die Aktion hat Spass gemacht“. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Unsere Entscheidung „Wir machen das“ war richtig. Kunst verbindet, baut Ängste und Vorbehalte ab. Da kann jeder mitmachen“ so Diana Schlüter-Beck.
Wolfried Pätzold, SVZ 8.November 2016