wenn der Rabe den Menschen berührt. 2023 Kultur-Denkmal-Mestlin

die Raben – 2023 Kultur-Denkmal-Mestlin 

Jutta Schöbel hat mich dazu eingeladen, an Ihrer diesjährigen Ausstellung “Raben” im Denkmal-Kultur-Mestlin teilzunehmen. Im Gegenüber, in meiner Interpretation, in künstlerischer, metaphysischer Sicht.

Mein Blick auf die Raben – in oder aus größtmöglicher Distanz. Den Zusammenhang herstellen, durch großen Überblick, im Sinne von ganzheitlichem Denken – was hat den oder die Raben zu dem gemacht was sie sind – was hat die Raben zu Dem werden lassen, wie wir sie sehen.

Die andere Seite: “Wenn die Raben die Menschen berühren” 2023Raben sehen faszinierend aus, sind auch durch die Geschichten, die Menschen über sie erzählen, mit geheimnisvollem Leben erfüllt. Von Götterboten, Ratgebern, auf Schultern sitzenden Weisen, die Ihr Weisheiten in geweihte Ohren flüstern, die sonst niemand versteht. Die Galgenvögel, Unheilbringer oder um den Berg fliegen, davon berichten ob sich die Zeiten schon geändert haben bis zu den 7 Brüdern, von den Eltern verstoßen, erst wieder durch die Liebe ihrer Schwester erlöst werden konnten.

Als ersten Vogel, schickte Noah den Raben aus, der nicht wieder kehrte. Als 2. Boten, die Taube, die ohne gute Nachricht wieder kam. Einige Tage später, den 3. Vogel, die Taube – die endlich die erlösende Nachricht in Form eine Ölzweiges mit sich trug: Die große Flut ist vorbei.

Wie so oft, fast wie immer, möchte ich sagen – werden Menschen mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert, vergessen allzu gerne die Ursache, warum auch diese Flut geschah und suchen die Schuld und den Schuldigen überall – nur nicht dort, wo sie suchen sollten.

In Noah’s Geschichte, wird der Rabe zum Teufel, zum Monster erklärt, der selbstsüchtig Leichen und Menschen frisst. Er wird verflucht, auf das er seine eigenen Kinder nicht wieder erkennt, die Farbe Schwarz auf immer und ewig sein äußeres prägt, seine Stimme keine Stimme mehr ist, zu einem unheilverkündendem Krächzen verkommt.

Schließe ich die Augen, lass‘ die vielen Geschichten vorüberziehen, bleibt eine Geschichte aus der nordischen Mythologie, die – in der Odin mit seinen beiden Raben, Munin und Hugin, auf den Schultern über die Schlachtfelder zog um die Seelen der getöteten Krieger: Innen zur Teilnahme an seiner Tafel einzuladen. Einzige Bedingung: sie müssen ihre Aufgaben im Leben gemeistert haben und mutig gestorben sein.

Nicht wenige Geschichten erzählen, das Odin bei diesen Entscheidungen von den Raben beraten wurden. Ob das nun stimmt oder nicht – eines scheint sicher, die Raben waren immer dabei.

Was bleibt „wenn der Rabe, den Menschen berührt“.

Hundrich/16.06.2023

2023 dieses Jahr habe ich zum Jahr der Rettungsdecke erklärt. Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Fragen zur Bildung, Rassismus, Krieg, Flucht und Vertreibung, Migration und wie gelingt Integration, das sind nur einige, brennend aktuelle Probleme, die unsere Gegenwart bestimmen. Zusätzlich die Fragen sozialer und kulturpolitischer Art. Zu vieles, was geschützt werden muss. Zu vieles, um nicht zu sagen Alles, ist von Menschen gemacht. Von Menschen, nicht für – sondern gegen Menschen gemacht.

Es geht schon lange nicht mehr “nur um die Menschen” um die menschliche Existenz, schon lange wird auch die menschliche Seele bedroht.  Jetzt bringe ich die Rettungsdecke ins Spiel. Als Hemd, Jacke, Mantel oder Haus, Hütte, Zelt, Iglo… im Kleinen und im Großen Format. Platz genug, für die einzelne Seele, im familiären oder im lockeren Verbund.

Mit meiner Installation mache ich auf diese Situation aufmerksam, stelle die Seele und ihre Schutzbedürftigkeit in den Vordergrund. Erzähle von der Notwendigkeit sicherer Räume, die für den Schutz geistiger und seelischer Werte zuständig sind. Vielleicht, wenn wir den Geschichten der Vergangenheit lauschen, sollten wie wieder lernen den Raben zuzuhören. Möglicherweise darauf achten, der Ursache des Desasters unsere Aufmerksamkeit zu widmen und nicht den Überbringer der schlechten Nachricht verfluchen. 

Alaro, Islas Baleares, 30.04. 2023  / Hundrich