W.I.R. III. / 2022

W.I.R. III. / 2022 Innehalten. 

Dokumentation: https://www.calameo.com/read/00314875072d4ffa5c217
Mach was, lass‘ Dir was einfallen und wir sind dabei. Wir brauchen Kultur, wir brauchen kulturelle Bewegung … weil, hier gibt’s sonst nichts. Gar nichts, keinen Grund für Touristen hierherzukommen und erst recht keinen Grund, für die jungen Menschen zu bleiben. Documenta
In diesem Augenblick entstand das von mir kuratierte und mit Texten begleitete 5 Kirchen und ein Landgasthaus Projekt, W.I.R. I. 2020 – ein breitgefächertes, vielschichtiges, dreimonatiges Kunstprojekt, das die Fragen der Zeit und die Welt, ein bisschen näherbringen.
Wir sehen die Welt und die Welt … sieht uns. Der rote Faden des 1. Kapitels, aufgearbeitet mit Texten und Bildern, zusammengefasst in der 48seitigen Dokumentation.
https://hundrich.de/w-i-r-1-2020-ruhner-land/
2021 – das 2. Kapitel. Raum Geben. https://hundrich.de/w-i-r-ii-2021/
Gewohnte Räume verändern und neue gestalten. 4 Kirchen, ein Projektraum in der Stadt und natürlich, das Landgasthaus im Zentrum des Geschehens. Die innere Welt wird nach außen getragen + die äussere, im inneneren reflektiert. Und am Ende, die Dokumentation, im geschriebenen, gezeichneten und fotografierten Bildern. Unbeliebtester, nicht geladener Gast – die Corona Pandemie. Ein schwer zu ertragender, ständiger Begleiter, der größte Achtsamkeit, extreme Verantwortung verlangt, alles mit neuen Regeln zu oft über den Haufen wirft und einfach alles blockiert.
Es geht um das, was fehlt. Das Resümee, diese Art Quintessenz, die zusammengefassten Erfahrungen aus Beobachtungen und Erlebtem, das Ergebnis dieser nahezu 3jährigen Feldforschung der besonderen Art, ganz konkret: im tiefsten, im ländlichen Raum.
Die Corona Pandemie hat nicht nur die Kultur neu definiert. Der öffentliche Raum, die Begegnung, der Austausch mit Anderen wurde zur Verbotszone erklärt.
Innehalten – ist das Zauberwort, auch an Orten wo nichts passiert? Alles muss anders werden, aber wie, wenn die Gegenwart von der Sehnsucht nach vergangenen Tagen erschlagen wird.
Nur noch mit sich konfrontiert wurde eine eigene Welt im Raum ohne Grenzen, im Internet gebaut. Nachrichten und Informationen in Privatkanälen gesucht. Nicht nur um Neues zu erfahren, sondern auch auf der Suche nach Bestätigung der eigenen Existenz.

Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Rassismus, Krieg, Vertreibung, Flucht – das sind nur einige, brennend aktuelle Probleme, die unsere Gegenwart bestimmen. Zusätzlich die Fragen sozialer und kulturpolitischer Art. Fragen zur Bildung, Gleichberechtigung, und wieder, soziale Gerechtigkeit, Migration, Einwanderung, Flucht und Vertreibung, Rassismus und natürlich, die Corona Pandemie, mit all ihren Haupt und Nebenschauplätzen.

Wo ist er, dieser Raum – der uns so schmerzlich fehlt, in diesen, nicht nur von der Pandemie bestimmten Tagen, in denen uns die einfachsten Formulierungen und Beschreibungen aus den Händen gleiten bevor wir die Worte geformt haben, scheinen sie von der Realität überholt. Ist das wirklich der Raum?, der uns fehlt? Ist das der Raum? von dem wir träumen, in dem die Realität beißt und unser Leben so unwirklich scheint?

Momentaufnahmen, Fetzen, Bruchstücke und Überlegungen, die zu diesem Projekt, geführt haben. „Wir werfen das Handtuch“ nicht weil wir aufgeben, sondern, weil wir Luft brauchen – zum Atmen und Zeit – zum neu formulieren.

Inne halten“ ist das philosophische Wort, Innehalten – ist auch das Zauberwort dieser Zeit. Alles muss anders werden und keiner weiß wie. „Innehalten“ weil wir es ernst meinen, in diesen Tagen, in denen die Sehnsucht nach ruhigeren Zeiten von der Gegenwart erschlagen wird. Diese Konzeptionsgedanken, in den ersten Tagen des Jahres 2022 ausgearbeitet, haben einen brutalen Vordergrund bekommen: Russland’s Krieg in der Ukraine.

Innehalten steht im Vordergrund. Innehalten um Luft holen, wieder atmen zu können – die Gedanken zu ordnen, was bleibt. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, die grundsätzlichen Fragen, müssen beantwortet werden – damit das Leben angesichts brutalem Terror, Tod und Zerstörung nicht in übergeordneter Gewalt ertrinkt.

Dorfkirche Meierstorf / ROOT & BRANCH + die teilnehmenden Künstler:innen sind: Janice Affleck (Scotland), Patricio Álvarez Aragón (Chile/Germany), Inguna Audere (Latvia) Olga Blokh (Finland), Evy Cohen (France), Irma Collective (Latvia), Robert Davies (Wales), Madeleine Doré (Canada/France), Michele Dovey (Wales), Winnie Tak Kwan Fung (Hong Kong), Kim Dotty Hachmann (Germany), Kenneth Hay (UK/France), Nung-Hsin Hu (Taiwan/USA), Herbert W.H. Hundrich (Germany), Rachel Hiu Yin Ip (Hong Kong), Robert Jakes (Wales), Agnes Ku (Hong Kong), Wai Kit Lam (Hong Kong), Joe Lau (Hong Kong/Taiwan), Sian Lester (Wales), Susana López Fernández (Spain), Bim Mason (Wales), Helen Maurer (UK), John Merrill (Wales), Penka Mincheva (Bulgaria), Moorland Productions : Seetha A & Kenneth Hay (France/UK), Kika Nicolela (Brazil/Belgium), Linda Norris (Wales), Danny O’Hara (UK), Rachel Phillips (Wales), Nia Pushkarova (Bulgaria), Francoise Rod (France/Switzerland), Michael Rogers (USA/Latvia), Ruth Sargeant (Wales), Erika Tan (Singapore/UK), Annette Townsend (Wales), Ming Chong Tse (Hong Kong), Marcos Vidal Font (Spain), Ian Wieczorek (Ireland), May Ming Yu Hong Kong), Karin Weber Gallery (Hong Kong)

Am 4. September 2022 habe ich die 1. Ausstellung des diesjährigen Ausstellungszyklus „ W.I.R. III. / 2022 “ in der Dorfkirche in Meierstorf eröffnet. „Innehalten“ ist das Thema unserer diesjährigen Ausstellungsreihe. „Innehalten“, stop, take a break. Anhalten … um sich neu zu orientieren. Um heraus zu finden, wo wir sind und/oder was ist überhaupt los auf diesem Planeten Erde, dessen Politik sich radikal neu zu formulieren scheint.
In dieser aktuellen Situation ist es naheliegend und unerlässlich, als Kurator dieses 3-teiligen W.I.R. Projektes, „auf die Künstler:Innen und die Menschen dieser Welt zu schauen“. Entsprechend ist es mir eine große Freude, diesen diesjährigen Ausstellungszzklus mit dem Projekt „Root & Branch“ / „Wurzel & Zweig“ in der Dorfkirche zu Meierstorf zu beginnen.
Root & Branch ist eine Zusammenarbeit zwischen der in Hongkong lebenden Künstlerin Wai Kit Lam und der in Wales, UK, lebenden Künstlerin Lind Norris. Dieses Projekt, „Root & Branch“ wurde mit der Ausstellung in der Karin Weber Galerie in Hong Kong eröffnet, wanderte anschliessend in die Galerie, 這不是咖啡店 Tainan City, Taiwan + Mission Gallery, Swansea, Wales, Vereinigtes Königreich. Als 4. Ausstellungsort, Teil des W.I.R. Projektes, in Dorfkirche nach Meierstorf.

ev. luth. Gemeindekirche Herzfeld 

Künstler: Innen sind aus Hong Kong:  Agnes Shuk Mei Ku, Alex Po Lun Chung, Carol Pui Ha Chow , Kit Hung, Kiesly Chiu Ki Tsang, Masahiro Nakamura + Wai Kit Lam

Der Aufbau war nicht einfach, wurde auch nicht dadurch erleichtert, das die Raumdecke wesentlich höher .. als meine Leiter war. Nicht so hoch, das mich mein Mut verlassen hätte, sondern – mein Verstand schaltete sich ein, Lass‘ es einfach, denk noch nicht einmal daran.

Also, musste ich das Risiko von der Höhe der Leiter auf eine andere, die reale Ebene platzieren. Weitgehendst trickreich die Höhe überwinden und auch im Punkt der Ausstellungsarchitektur neue Wege gehen. Arbeiten, von denen ich weiß das sie zusammenge-hören, habe,…. musste ich trennen + anstatt nebeneinander, habe ich sie gegenüber gestellt. Aus dem Triptychon (Carol Pui Ha Chow) wurde auf diesem Weg ein Diptychon, das die anderen Werke, der anderen Künstler, in seine Mitte nimmt. Rückwärts und seitwärts, von aussen nach Innen, zwei Zentren gedacht, die dann, den Polen gleich, gegenüberstehen. Flankiert wurden diese beiden Pole von Masahiro Nakamura’s „Spiegel“ und der gegenüberliegend, Einblicke in „die andere Welt“, von Alex Po Lun Chung .

Im Zentrum dieses Kreises, die Klanginstallation „die fehlenden Noten“ von Kit Hung und „the silent voice“ von Wai Kit Lam.

„Unbearable Lightness“, von Kiesly Chiu Ki Tsang – die Arbeit, die im Mittelpunkt steht. Als ich dieses Kreuz aus seiner zarten Verpackung befreite, vorsichtig ausbreitete um es in Ruhe betrachten zu können, überfiel mich diese Unruhe, die Mensch zuweilen auch Hilflosigkeit nennt. Wie gehe ich mit diesem Werk um, wie hänge ich ein Objekt, das ich mich kaum traue zu berühren, an die Wand, wenn ich die Wand, weil es dem Ort entspricht, gar nicht bzw. nur in aller Vorsicht, fast nur streicheln darf.

Viele Fragen fliegen durch den Raum die ich beantworten muss. Kein theoretischer Exkurs sondern, ganz praktisch: Jetzt. Ich muss Lösungen finden. Wo liegt die Grenze, wie weit kann ich gehen wenn ich die Grenzen berühre und, welches Feld öffnet sich wenn ich sie ignoriere. Verantwortung ist das Zauberwort und Vertrauen… nicht nur auf das was geschieht, sondern – was ist das Problem, welche Alternativen und was, ist die Lösung. Vertrauen darauf, das das Beste geschieht, das Ergebnis nicht nur mich, sondern viel wichtiger, die beteiligten Künstler:Innen und, für das Publikum stimmt.

Inne Halten, einen Moment später fiel die gesamt Ausstellung, alle Bilder an ihren Platz. Gegenüber vom Kreuz, die „Lennon Wand“ von Agnes Shuk Mei Ku, beiden Werke bilden die Pole und werden von den Dyptichons flankiert. Im Zentrum dieses Kreises – die Klanginstallation „die fehlenden Noten“ von Kit Hung und „the silent voice“ von Wai Kit Lam.

Wir haben lange überlegt, wir haben vieles probiert, wir haben keinen Kompromiss gefunden, auch unter den Umständen, das Beste realisiert. Bis auf.. „the silent voice“, von Wai Kit Lam, deren Standort mich nicht wirklich glücklich macht, , Gerade dieses Werk hätte lieber, mehr im Zentrum gesehen. Die Decke der Kirche ist zu hoch, meine Leiter zu klein, und das Wichtigste, diese Kirche .. ist ein lebendiger Ort. Das Zentrum muss weitgehendst frei bleiben, für den Gottesdienst und für das Ernte Dankfest, wenn diese Kirche, mit dieser wunderbaren Ausstellung, geschmückt, der Jahreszeit entsprechend erneut verzaubert wird.

Mein herzlichster Dank gehört Pastorin Alena Saubert, für ihre.. ich nenn’s jetzt einfach mal „Mut und Inspiration,“ Ihre wundervolle Anfacht, Andreas Schaake für seine Musikmeditation und, last not least, Ursula Hundrich, für ihr… mach Dir keinen Kopf, ich helf‘ Dir, ich bin dabei.

Und jetzt wirklich.. zu guter Letzt, mein größter Dank gehört der Künstlerin Wai Kit Lam. Sie hat, auf meine Anfrage, die Künstler:Innen zusammen und überhaupt, erst in die Kirche nach Herzfeld gebracht. Wai Kit Lam, hat die Gruppe gesammelt, das Thema diskutiert, das Paket mit den Bildern geschnürt und zu mir, nach Pampin geschickt. Herzlichsten Dank liebe Wai Kit Lam, mein letztes Wort, in diesem Projekt, gehört Dir.