Poesie des Augenblicks. 2023 Kunstraum St. Georgen, Wismar

Poesie des Augenblicks. 2023 / KUNSTRAUM St.Georgen, St. Georgen Kirche in Wismar

Kuratorin: Miro Zahra

– Peter Scherrer, Poesie des Augenblicks – der Künstler Herbert Hundrich und die Kuratorin Miro Zahra im Gespräch            https://www.youtube.com/watch?v=Oh3tEqQB_Eg

 – Wismar TVhttps://www.youtube.com/watch?v=JzF1AFg4Cb0&t=5s 

 - Johannes Girke,  die Dokumentation  "die Tage nach dem Tag, an dem wir die Tage zu zählen begannen"  2023
    https://youtu.be/37HiPglS3Oo

 – Documentation, Directors Cut: „these days after the day we started counting the days“ 2023 / Experimentel Video +  Performance Festival, ITSLIQUID Group, Venedig 2023  https://www.youtube.com/watch?v=u7Zmhk0fboA&t=31s

Es erscheint absurd, blanker Hohn zu sein – in diesen Tagen der Kriege in der Welt und des Krieges in der Ukraine, der aktuellen, politischen und wirtschaftlich schwierigen Zeit – diese Ausstellung unter das Thema der Poesie, die in der Gegenwart geboren wird, einzuordnen, die Poesie des Augenblicks in den Vordergrund zu stellen. 

Dabei ist es genau diese Absurdität, sind es solche Gedanken und Überlegungen, die mich dazu veranlassen, gerade jetzt, in diesem Moment, der „Poesie des Augenblicks” meine gesamte Aufmerksamkeit zu widmen.

Das ist, möglicherweise, das einzige, das bleibt, weil sich gerade in diesen Tagen, die Gegenwart – wohl nur über die Sprache der Poesie und über die Wege der Kunst ertragen lässt.

Dieses Ausstellungsprojekt “Poesie des Augenblicks” besteht aus verschiedenen Themen, die kapitelähnlich strukturiert und mit unterschiedlichen Techniken erarbeitet sind: Malerei, Zeichnung, Objekt, Skulptur, Inszenierung, Licht und Film.

Kunstraum St. Georgen / die Ausstellung. Rundgang

„die Tage nach dem Tag, an dem wir die Tage zu zählen begannen“. 2023

Ausstellungseröffnung/Performance, 03.März 2023 / Theo Jörgensmann, Altklarinette, Burkhard Schlott, Läufer, Schülerinnen der Kreismusikschule “Carl Orff” Nordwestmecklenburg: gemischtes Ensemble Ukraine und Deutschland: Yevheniia Hrahian und Kateryna Kulikova, Geige, Tetiana Kolisnychenko, Sofia Nadenenko, Iryna Shylinhovska und Miro Zahra, Gesang; Bianca Aenne Gablenz, Junges Staatstheater Parchim, Schneiderei, Thomas Finke, Tonstudio 2 Schwerin, Johannes Girke, Film, Dokumentation der Performance

Für die Realisierung der Ausstellung danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hansestadt Wismar im Amt für Tourismus und Kultur und insbesondere Tobias Wassermann, Jöris Lehmann, Tino Falkenthal und Dr. Karen E. Hammer sowie Brigitte Kowalsky, Heiko Sennecke und Steve Honert vom Fitnesscenter “Profit 12” in Parchim

die Werke

 

„den Menschen gewidmet, die nicht die Tage, sondern die Sekunden zählen“ 2023

„Dieses, aus Rettungsdecken gestaltete Hemd widme ich den Menschen, die nicht nur die Tage, sondern viel zu oft, die Sekunden zählen. Die goldene Seite ist nach außen gedreht, wegen der Aufmerksamkeit, die silberne Seite, nach innen, damit die eigene Körperwärme nicht an die äußere Welt verloren geht.“ /  Format: 320 x 350 cm

 

Rückblick / Entwicklungen

2. / Am 24. Februar 2022, so war es seit längerer Zeit verabredet, sollte ich im Rahmen des “Digitalen Salon, Schloss Plüschow”, über meine verschiedenen Wege, meine unterschiedlichen Sprachen der Kunst berichten. Das Wie und Warum, Was treibt mich an.

„Wer als Deutscher um die Mitte dieses Jahrhunderts geboren wurde”, schrieb Peter Sloterdijkk 1988, “der kroch aus einem nationalen Traditionenschoß hervor wie ein Überlebender aus einem zerbombten Haus.“

Was aber bleibt einem jungen Menschen, der in einem zerbombten Land aufwächst, wenn die eigene Kultur in Schutt und Asche liegt, wenn ihre Überlieferungen nicht mehr vertrauenswürdig sind, weil sie in kaum zu ertragener Vernichtung und Zerstörung mündeten? Er muss eine Selbstbegründung aus dem Nichts heraus wagen. Einen radiklaen Neuanfang, weil es offensichtlich nichts mehr gibt, den Menschen vertrauen, sich verlassen oder gar zum Vorbild nehmen kann.

In den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2021 befahl der russische Präsident Wladimir Putin die Invasion der Ukraine, die auf die schnelle Eroberung des gesamten Staatsgebietes der Ukraine zielte. In diesen frühen Morgenstunden eskalierte der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der 2014 mit der russischen Anektion der Krim begann.

Gegen Mittag des 24. Februar 2022 erreichte mich diese Nachricht vom Krieg Russlands gegen die Ukraine. Damit änderte ich mein Konzept für den Digitalen Salon und begann mit dem Satz, der Platon zu geordnet wird: “Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen” Mein großformatigen Zeichnungen auf LKW Plane, ausgestellt in dem großen Saal, im Denkmal Kultur Mestlin. 2014, im gleichen Jahr, in dem Russland, die Krim besetzt.    https://hundrich.de/only-the-dead-have-seen-2014/

Einige Tage später, ein Treffen mit Susanne Reichhard, Mitglied im Vorstand des Denkmal-Kultur- Mestlin. Sie hat meinen Vortrag im “Digitalen Salon” gehört, Platon’s Satz hat sie berührt und… angesichts, des erschütternden Krieges in der Ukraine: “Was können wir tun?” Platons Satz, in Licht geschrieben, an die Fassade des Hauses in Mestlin, antwortete ich.

Dank dem großartigen Engagement von Susanne Reichhard, Peter Enterlein, dem Vorstand und vielen Initiativen, Vereinen und auch Privatpersonen in und um Mestlin herum, konnten wir am 19. März 2022, Platons Satz: “Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen” an der Fassade des Kultur-Denkmals-Mestlin der Öffentlichkeit präsentieren. https://hundrich.de/nur-die-toten-denkmal-kultur-mestlin-e-v-2022/

November, Dezember 2022 wurden die Fenster am Denkmal-Kultur renoviert, der lichtgeschriebene Satz musste kurzzeitig abgehängt werden. Eine gute, willkommene Gelegenheit, Platon’s Satz auszuleihen und die Lichtinstallation im KUNSTRAUM ST. GEORGEN, als Beitrag zur “Poesie des Augenblicks” zu installieren.

Hundrich / 05.01.2023

3. die Tage nach dem Tag, an dem wir begannen die Tage zu zählen. 2023 / Inszenierung / dem Fitnesscenter „Profit 12“ in Parchim, Steve Honert und Burkhard Schlott, Läufer.

a. ) Wie wollen Wir leben? war die grosse Frage von der Wir die vergangenen Jahre dachten, das es wichtig wäre diese Frage gemeinsam zu beantworten. Organisierte Fragen gingen Hand in Hand mit dem Versprechen, was sollen, wollen und was müssen wir tun um die Zukunft sinnvoll zu gestalten? Wie soll unser Leben aussehen? Was stellen Wir uns vor?

Alle Antworten werden gesammelt, gemeinsam besprochen, die gemeinsamen Nenner gesucht – erneut in den gesellschaftlichen Raum gestellt – über die Zukunft diskutiert.

Welche Welt wollen Wir unseren Kindern und Kindeskindern überlassen? Ist das Universum zu verstehen? Kann Mensch glücklich sein? Hat Mensch die Macht sein Leben selbst zu bestimmen? Ist Mensch gut oder muss Mensch den Menschen ablehnen?

Wir haben uns grossartig gefühlt, endlich wurden die wichtigen Fragen für und nach dem Sinn des Lebens und dem Zusammenleben der Menschen gestellt. Das Gefühl stand im Zentrum, wichtig ist Jede und Jeder, es kommt auf jede*n Einzelne*n an.

Zeitenwende. Wir tanzen auf dem schmalen Grat, der dem Moment der Entscheidung gehört, in dem uns bewusst wird – egal, wie oder was wir entscheiden, es ist falsch. Noch nicht einmal, weil es falsch ist, sondern – weil es keine Alternative, kein richtig gibt. Es ist einer dieser Momente, in den selbst das Nicht-Tun schwer oder kaum zu ertragen ist, in denen auch der Unschuldige durch Nicht- Handeln.. schuldig wird.      https://www.youtube.com/watch?v=dZVr4Qgq–U

 

3b. / 4. Februar 2023 / hier: Nähstube, Junges Staatstheater Parchim, Bianca Aenne Gablenz

Es gibt wohl kaum etwas, das soviel Geduld, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen verlangt, wie das Engagement für ein friedliches Zusammenleben. Zu umfangreich sind die Bedenken wie Frieden realisiert, zu gegensätzlich die Meinungen, wie wirklicher Frieden gestaltet werden kann. „So laufen wir nach dem was vor uns flieht, und achten nicht des Weges, den wir treten“ (Goethe, Iphigenie auf Tauris, 1787) In einfachen Worten, wir laufen auf der Stelle und bekommen es einfach nicht hin.

4. / 29. Januar 2023  Wenn ich Mensch sage, spreche ich von allen Menschen, die jemals gelebt haben, jetzt leben und leben werden. Alle Menschen. In so grosser Zahl, die sich niemand vorstellen – geschweige denn, wahrnehmen kann. 

Keine Politik, keine Nation, kein Stamm , kein Kollektiv und auch keine Familie, keine Religion oder sonstige Zugehörigkeiten. Keine Farbe, kein klein und kein gross. Wenn ich Mensch sage, meine ich Alle Menschen, ausnahmslos alle Menschen, die jemals gelebt haben und leben werden.

„Dieses, aus Rettungsdecken gestaltete Hemd widme ich den Menschen, die nicht nur die Tage, sondern viel zu oft, die Sekunden zählen. Die goldene Seite ist nach außen gedreht, wegen der Aufmerksamkeit, die silberne Seite, nach innen, damit die eigene Körperwärme nicht an die äußere Welt verloren geht.“ /  Format: 320 x 350 cm