Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft. 2023
Schein oder Sein, das ist hier die Frage.., im alten Gewächshaus, im Rahmen der Lupinale, in Ludwigslust.
Es ist nicht das, wonach es aussieht – ist nicht das, was es scheint, es ist auch nicht das, was wir wahrnehmen, dennoch sind wir unerschütterlich überzeugt und glauben ausschließlich an das, was wir sehen.
Das ist die Stunde der Medien, der Reportagen, Dokumentationen und Augenzeugen. Berichte.
Ich habe gehört, habe gesehen, bin dabei gewesen, erzähle davon. Wir tragen jeden Konflikt, jedes Drama jede Geschichte die wir für richtig halten in deine Küche und an deinen Wohnzimmertisch. Unsere Glaubwürdigkeit ist in der Kritik begründet, glaube nichts und niemandem ein Wort, glaube nicht was dir andere erzählen, glaube noch nicht einmal das, was Du siehst, denn auch dein Sehen wird nur von deinen eigenen Wünschen gelenkt.
Eine Installation mit immenser interpretationsbreite, grosser Vielschichtigkeit.
“Schein oder Sein, das ist hier die Frage”, das Thema dieser Zeit, transportiert in ein altes Gewächshaus: Klimawandel, Ökologie und Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit. Meine Interpretation, wie der Müll zur Werteanlage, zur Rohstoff liefernden Quelle durch verantwortungsbewusstes Handeln erhoben und verwandelt wird. Die Realisierung des alten Menschheitstraumes, die Vision mittelalterlicher Alchemisten und Zauberer, ganz konkret: wie man Müll in Gold verwandelt. Anders formuliert: Unser Müll von Heute ist unser “Gold”, Wertstoff – von Morgen.
Man sagt.. “Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft”. Falsch.
Wir können nichts wegwerfen. Nichts. Wir können nur das, was uns nicht gefällt und wir nicht mehr gebrauchen können oder nicht mehr wollen, vor unseren Augen entfernen. Mehr nicht. Wir legen missliebiges, ausgedientes, an einen anderen Ort. Wir glauben nur allzu gerne, das wir wegwerfen können.
Eine schöne, dramatische, in der aktuellen Zeit, eine verfluchte Illusion.
Wir können Dinge, Zustände und Umstande verändern. Das funktioniert “nur”, wenn wir uns nicht darauf beschränken, Probleme zu lösen, sondern auch die Folgen unserer Lösung berücksichtigen und planen. Wenn wir die Folgen unseres Handelns nicht bedenken, schaffen wir möglicherweise das Gute vor unseren Augen, aber – vielleicht die Voraussetzung zu einer Tragödie auf der anderen Seite dieser Welt.
Mit Goethes Worten, in der Umkehrung: Ich bin ein Teil von jener Kraft,
die stets das Gute will und stets das Böse schafft. Diesen Satz, betrachte ich, als den 2., möglichen Titel meiner Installation.
Die 3. Themenvariante, in zeitgemässer Hochkultur, explodierendem Individualismus und sich radikalisierender Verantwortungs-losigkeit, sich selbst übertreffender Recht-haberei: Jeder ist seines Gottes Schmied.
Damit ich bin wieder am Anfang meiner Interpretation, “ Schein oder Sein, das ist hier die Frage”, oder, die Geschichte wie der Mensch, das Gold, mit anderen Augen, im Müll – den Wertstoff erkennt.
Hundrich, 16.06.2023