Ortszeit II. / Boltenhagen ein Landschaftsprojekt
Kuratiert von Annette Czerny / Gruppenausstellung mit Janet Zeugner, Gudrun Brigitta Nöh, Lydia Klammer, Susanne Gabler + Annette Czerny.
Wasser / Meine Konzeption ist wie sooft 3-teilig. Ein Thema – aus verschiedenen Richtungen betrachtet.
1. der Ozean beginnt unter deinen Füssen – Hundrich 2019.2021 / Adaption des Venedig Projekts / German edition
https://hundrich.de/the-ocean-begins-2020-21-architecture-biennale-venice-italy/
Der Ozean beginnt unter deinen Füßen. 2019.2021 Das Projekt reflektiert die aktuelle Situation des Klima-wandels. Ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit und Respekt gegenüber der Natur, insbesondere dem Wasser, dem lebenserhaltenden und lebensspendenden Element.
Ich habe dieses Projekt der Stadt Venedig + den Küstenstädten der Welt gewidmet, sie sind als erste von den steigenden Ozeanen betroffen.
Der Klimawandel unterscheidet die Menschen nicht nach Hautfarbe, Religion oder ethnischer Herkunft, reich oder arm. Der Klimawandel zwingt die Menschheit, zusammenzuarbeiten und erfordert Beiträge von jedem Einzelnen, um jedes Leben auf dieser Welt lebenswert zu machen.
Darum geht es: Der Ozean beginnt unter deinen Füßen, achte darauf, wohin und wie du gehst. Kuratiert von Annette Czerny
2. Wasser. Ich habe einen See ausgegraben und einige Zeit später – wieder in das Wasser gelegt 2019/2021 / das transformierte Projekt „I’ve digged a lake out of the earth I. / 2019
https://hundrich.de/ive-digged-a-lake-out-i-mdbk-leipzig-2019/
„Ich habe einen See aus der Erde gegraben / in die Luft gehoben, seine Form und Ränder fixiert / schalengleich in blauer Farbe gestaltet und eine Schöpfkelle hineingelegt“
Fast am wichtigsten – die Schöpfkelle, die Brücken in den Kreislauf des Wassers schlägt, gleichzeitig von ausbleibendem Regen, versiegenden Quellen, drohender Dürre und von den Orten erzählt, an denen jeder Tropfen gezählt und sauberes Wasser portioniert wird.
3. Tropfen, im Zeichen der Erinnerung 2021 / Arbeitstitel. Boltenhagen, Ortsbegehung 4. Juni 2021. Wir bekommen erzählt was war und gehen in Dem was ist. ZeitReisen.
Später, viel später, als es Zeit wird an der Konzeption dieses Projektes zu arbeiten, erinnere ich mich an an eines meiner Liebelingsbücher, Gaston Bachelard, die Poesie des Raumes. Zeitgleich wird deutlich, das ich in diesem Buch lesen muss. Nicht alles, nur einige, die Sätze die ich mit Spickzetteln versehen habe. Nicht um mit den Gedanken dieses Philosphen meine Installation ausarbeiten zu können, sondern um näher an mich rücken zu können, auf diesem Weg meinem Sein ein Stückchen näher bin,so nah, bis ich das zu schaffende Werk erkennen kann.
Ich zitiere: “der Begriff Prinzip, der Begriff Basis – hier wären sie vernichtend. Solche Begriffe würden die wesenhafte Aktualität, die psychische Neuheit (des Gedichtes) versperren. Die Philosphie der Poesie (dagegen) muss erkennen, das der poetische Akt keine Vergangenheit hat, keine nahe Vergangenheit in deren Verlauf seine Vorbereitung und seine Herkunft verfolgt werden können”.
Ich springe durch die Zeilen des Buches, ich wähle aus und lass‘ mich von einzelnen Worten oder Gedanken gefangen nehmen.. Ich suche. Ich lass‘ mich suchen und von einzelnen Absätzen treiben.
“Das dichterische Bild ist keinem Schub unterworfen. Es ist nicht das Echo einer Vergangenheit. Eher ist es umgekehrt: durch den Anklang eines Bildes werden Echos in der fernen Vergangenheit geweckt, und es ist kaum abzusehen, bis zu welcher Tiefe diese Echos hinabreichen, ehe sie verhallen. In diesem Widerhall bekommt das (dichterische) Bild eine Klangfülle des Seins”.
Die Natur hat eine sehr einfache Methode uns in Erstaunen zu versetzen: in dem sie im Grossformat arbeitet. Irgendwann habe ich das verstanden, dabei wurde mir gleichzeitig klar, arbeite ich mi Freien, in der Natur – beschränke ich mich auf meine eigene Grösse, behaupte mich nur allzu gerne im Kleinen. Arbeite ich in von Menschen gemachten Räumen, ziehe ich das Grossformat vor.
Ich wiederhole: “der Begriff Prinzip, der Begriff Basis – hier wären sie vernichtend. Solche Begriffe würden die wesenhafte Aktualität, die psychische Neuheit (des Gedichtes) versperren”. Manchmal ist es auch sinnvoll den umgekehrten Weg einzuschlagen. So erzähle ich nur, was mich bewogen hat, das zu tun was ich tu.
“Was man ausdrücken müsste, ist verborgene Grösse, also eine Tiefe. Weit davon entfernt sich in der Aufzählung von Eindrücken zu verbreiten, weit davon entfernt, sich in den Einzelheiten von Licht und Schatten zu verlieren, fülht man sich vor einen “wesenhaften” Eindruck gestellt, der nach seinem Ausdruck sucht”
Am Ende dieser Gedanken, liegen an besonderer Stelle im Wald 4 Stangen aus Edelstahl in drei unterschiedlichen Längen. Leicht, nur vom eigenen Gewicht gebogen, im Raum verteilt. Minimalistische Linien in einer Lichtung zwischen den Bäumen, die ihren eigenen Raum gestalten. Linien aus Edelstahl, in besonderen Momenten – Fänger reflektierenden Lichts und Ruhepol für herabfallende Regentropfen. Damit bin ich wieder beim Wasser angekommen, bei jedem Tropfen, der zählt.
Pampin, Ende Juni 2021, Herbert W.H. Hundrich