We are here. Santa Ponça, Spain + Parchim. Germany 2018

iLlegal housing. We are here. 2018 / Santa Ponça + St. Marienkirche Parchim

ASYL – the light in the depths of the night

in cooporation with the Comunity / Gemeinde der St. Marienkirche Parchim und dem

http://Netzwerk für Flüchtlinge, Demokratie & Toleranz Parchim e.V

Projektpräsentation am 16. Juni, am Tag der offenen Gesellschaft, Offenheit, Gastfreundschaft, Vielfalt und Freiheit Project presentation 16. June, Open Society Day, open-mindedness, hospitality, diversity and freedom.

Museu Marítim de Barcelona, 12.2017 + Santa Ponça, Islas Baleares, Spain,  06.2018

„We are here – Wir sind hier“ in Parchim / Gabriele Knües

Seit Mitte Juni weckt eine Seite der Sankt Marienkirche durch ganz besondere Lichtpunkte das Interesse der Passanten. Es sind Plastiken des bekannten Künstlers Herbert Hundrich, Plastiken aus Fiberglas, Polyester und Pigmenten, die während der Dämmerung zu leuchten beginnen, gespeist durch die Energie von Fotozellen in ihrem Inneren. Dass sie in kleinen Mauernischen ihren Platz gefunden haben, ist kein Zufall und auch nicht, dass sie kleinen Booten ähneln. Der Bildhauer setzt sich auf diese Art tief gehend mit dem Thema Asyl, Illegalität, Flucht und Heimat auseinander. Wir leben in Zeiten, in denen fast täglich über Menschen berichtet wird, die ihr Land aus unterschied-lichsten Gründen verlassen und dabei viele Widrigkeiten in Kauf nehmen. Welche Not, welche Angst und welche Hoffnung treibt sie an? Nicht sicher, ob sie ihre Heimat je wiedersehen werden. Sie besteigen Boote, von denen sie nicht wissen wohin genau sie sie bringen und ob sie ihr Ziel erreichen. Viele sind schon gesunken und zahlreiche Opfer sind zu beklagen. Doch eine europäische Einigung scheint nach wie vor nicht in Sicht und das bedeutet auf der einen Seite weiterhin Ungewissheit und Unsicherheit für die geflüchteten Menschen und auf der anderen Seite, ein immer weiter nachlassendes Interesse an dieser Problematik bis hin zur offenen Feindseligkeit gegenüber den Geflüchteten. Doch Herbert Hundrich geht es darüber hinaus auch um das soziale Problem „Wohnen“, darum, dass Mitglieder der Gesellschaft ein Zuhause haben, in dem sie leben können, ein Haus, eine Wohnung, eine Unterkunft. Er nähert sich mit seinem internationalen Projekt „iLlegal Housing/We are here“ (Illegales Wohnen/ Wir sind hier) in vier Ausstellungen gleichzeitig diesen brennenden Fragen. Projekte im Rahmen der Architektur-Biennale in Venedig, in Bissee bei Rendsburg und auf Mallorca gehen einher mit der Installation an und in der Sankt Marienkirche Parchim. Während in Mauernischen außerhalb des Gotteshauses die roten Skulpturen ihren Platz gefunden haben, leuchtet im eingerüsteten Altarraum eine blaue Skulptur, umgeben von den derzeitigen Baumaßnahmen. „Meine Kunst erzählt von allem, was zur gleichen Zeit geschieht. Von dem, was ich nicht in Worten beschreiben, aber in Bildern und Skulpturen auf den Punkt bringen und zusammenfassen kann“, so der Künstler. Herbert Hundrich erzählt vom Leben, darüber, wie es ist oder wie es sein könnte und alles, was ihn bewegt, kann er auf seine ganz eigene, prägnante Weise in Bild und Form bringen. Sie birgt viel metaphorisches, diese spannende Installation in unserer kleinen Stadt und zwingt zum Nachdenken. Ist ein Rettungsboot zur Stelle, wenn es gebraucht wird? Hat jeder eine Nische, in die er schlüpfen kann bzw. die ihm gehört? Hat jeder ein angemessenes Zuhause? Wie sollte Hilfe in bestimmten Lebenslagen aussehen und von wem sollte sie kommen? Man kann sich fragen und nochmals fragen und man kann dabei den Blick auf Herbert Hundrichs Skulpturen ruhen, die Gedanken kommen lassen und ihnen nachspüren. Und vielleicht Antworten dabei finden.

SVZ 19.06.2018 / SVZ 18.07.2018

Netzwerk für Flüchtlinge in Parchim / Hanka Gatter, 13.06.2018

Schon immer machten und machen sich Menschen auf den Weg. Auf den Weg, das Land, indem sie sich zu Hause fühlen, indem vertraute und geliebte Menschen leben, zu verlassen.
Viele reizt dabei ein Neuanfang, Tausende und Abertausende jedoch ziehen nicht freiwillig. Das Leben im eigenen Land ist nicht mehr sicher. Flucht ist die einzige Überlebensalternative! Und so machen sich Menschen auf den Weg; viel zu oft in kleinen, überfüllten Booten über das Mittelmeer. Boote sinken, Menschen ertrinken, Länder machen Grenzen dicht, verweigern die Aufnahme- Europa schottet sich immer weiter ab! Und nichts desto trotz besinnen sich Menschen auf das Menschsein und retten Menschen vor dem Ertrinken im Ozean der politischen Ohnmächtigkeit, der politischen Gleichgültigkeit. Sie besteigen Schiffe, retten, bringen Geflüchtete in Häfen, schaffen Nischen zum Überleben.
In unserem demokratischem Selbstverständnis ist das Recht auf Asyl im Grundgesetz verankert, aber bietet es aktuell noch Nischen? Wo befinden sich die sicheren Räume?
Diese Gedanken gehen dem Künstler Herbert Hundrich
 durch den Kopf. Seine Installationen- mehrere Skulpturen, die den Flüchtlingsbooten auf dem Mittelmeer durchaus ähneln, werden im Zusammenhang mit dem Tag der offenen Gesellschaft an und in der St. Marienkirche in Parchim installiert. Der Künstler möchte damit auf die so wichtigen menschlichen Fragen von Solidarität und Asyl hinweisen.
Wir danken Herbert Hundrich für die Zusammenarbeit in diesem für uns so wichtigen Thema.

„I would like to express my sincere thanks to all people involved in the realization of this project. Special thanks to Jana and Frank Haak for their commitment which made this project possible and the installation of the sculptures on the outer wall of St. Marienkirche“ + last not least Ursula Hundrich for her project-supporting engagement.        Herbert Hundrich, Sineu, 20.06.2018

 

Project fotos: Gabriele Knües, nr. 1, 2, 4, + 5 / Jana Haak, nr. 3 + 6

The Installation, 11 sculptures, resin, fibreglas and solar LED light