Das Parchim Projekt II. – Speakers Corner. 2013

Parchim bleibt Kreisstadt.

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Ausschuss für mehr Kunst in der Stadt
22. November 2013 / Von: wolp

Der Kultur- und Sozialausschuss der Stadtvertretung hat sich in seiner jüngsten Sitzung auch mit der Zerstörung der Skulptur „Lichtblick“ (wir berichteten) befasst. Die Mitglieder des Gremiums, dem Stadtvertreter und sachkundige Bürger angehören, verurteilen ausdrücklich die wiederholte Zerstörung eines Kunstwerkes, das im öffentlichen Raum der Stadt aufgestellt worden war. „Ein derartiges Verhalten Einzelner ist nicht hinnehmbar und durch Nichts zu entschuldigen“, heißt es in einer Erklärung. Die Ausschussmitglieder betonen: Wir wollen, dass so etwas nie wieder passiert und brauchen hierfür die Unterstützung der ParchimerBürger.
Sie erinnern daran, dass die Skulptur „Lichtblick“ eine Geschichte hat. „Wir alle sollten sie kennen, um sie besser zu verstehen“, heißt es. Der „Lichtblick“ von Herbert W.H. Hundrich ist das Symbol für den gemeinsamen Kampf um den Erhalt des Kreisstatus. Kunst sei stets verschieden interpretierbar. „Kunst kann und soll auch mal provozieren. Egal, welche Meinung der einzelne zu den Kunstwerken hat, immer steckt viel Kreativität, Herzblut und Arbeit drin. Diese Arbeit des Künstlers sollte von jedem geachtet und beschützt werden“, meinen die Unterzeichner, die sich sicher sind, dass dazu die Toleranz aller Parchimer den

Kunstobjekten gegenüber nötig ist.

„Wir wollen Ausstellungen im öffentlichen Raum und nicht hinter verschlossenen Türen. Dazu brauchen wir keine Kameras, die die Kunst überwachen“, so der Kulturausschuss. „Wir meinen, dass sich noch viel mehr Kunst in unserer Stadt etablieren sollte. Damit könnten wir ihr ein unverwechselbares Gesicht geben und kunstinteressierte Besucher ansprechen. Denkbar wäre ein öffentlich begehbarer Skulpturenpark. Parchim – die Kulturstadt! Das würde uns gefallen“, so die Volksvertreter.

 

Ein Stuhl für Parchim – Hundrich: „Das ist Euer Platz!“

Ein Stuhl für Parchim – Hundrich: „Das ist Euer Platz!“

Bildhauer reagiert nach Vandalismus. Ein neues Kunstprojekt lädt zum Mitmachen ein.
Auf dem weiß getünchten Betonsockel steht einsam Stuhl und darunter der handgeschriebene Satz „Das ist Euer Platz“. Die Passanten, die gestern an der Stadthalle in der Putlitzer Straße vorbei schlenderten, staunten nicht schlecht. Noch vor sechs Wochen gab es an gleicher Stelle die nicht zu übersehende Skulptur „Lichtblick“ des international bekannten Künstlers HWH. Hundrich. In der Nacht zum 2. November haben bislang unbekannte Täter das symbolträchtige Werk – das an den erfolgreichen Kampf der Parchimer für den Erhalt des Kreisstadtstatus erinnern soll – vom Sockel gestoßen. Als Hundrich die Nachricht in Spanien erreichte, war er zunächst sprachlos. Das sollte sich aber schnell ändern.

Auf Hundrichs Reaktion mussten die Parchimer nicht lange warten: „Der Nacht- und Nebelaktion der Vandalen wird eine Tag- und Nebelaktion folgen“, so seine vielversprechende Ankündigung gegenüber unserer Redaktion. In dieser Woche hat er sich in den Flieger gesetzt, um in Parchim die Pläne in die Tat umzusetzen. Sein erster Weg führte ihn ins Rathaus zu Bürgermeister Bernd Rolly. „Ich bin dankbar, dass die Kreisstadt für die Kunst die Türen weit öffnet“, betont HWH. Hundrich.

Danach ging es gleich zur Sache. Der Künstler macht sich mit Farbe und Quast auf den Weg zum verwaisten „Lichtblick“-Sockel vor der Stadthalle. Minuten später ist der weiß getüncht. Hinein in die noch frische Farbe schreibt Hundrich den Satz „Das ist Euer Platz“. Als Krönung stellt er einen Stuhl, der (zur Sicherheit) mit einer Kordel befestigt wird, auf den Sockel.

„Das ist mein Angebot an die Parchimer. Stellt Euch auf den Sockel, blickt auf Eure Stadt oder setzt Euch einfach hin und habt Spaß dran“, so die Botschaft von W. H. Hundrich. „Es ist ein demokratisches Kunstwerk. Befürworter und Kritiker können sich gleichermaßen angesprochen fühlen. Ich halte auch nach der Beschädigung nichts vom ,moralischen Zeigefinger’, der üblicherweise in solchen Fällen erhoben wird“, stellt er klar. Für ihn beginnt nun eine spannende Zeit. Wie werden die Passanten – jung und alt – reagieren? Wie lange wird der Stuhl dort stehen? Hundrich ist Realist: „Wen jemand meint, den Stuhl mitnehmen zu müssen, wird vielleicht ein anderer einen neuen bringen.“ Schon bei der Suche nach einem geeigneten Sitzmöbel habe man ihm viel Unterstützung angeboten.

Für W. H. Hundrich würde ein Traum in Erfüllung gehen, wenn aus dem Platz vor der Stadthalle ein kleiner „Speakers´ Corner“ (übersetzt: „Ecke der Redner“) würde. 1872 hatte das Parlament in England den Beschluss gefasst, dass am Ende des berühmten Hyde Park in London jedermann zu jedem beliebigen Thema sprechen oder mit Passanten diskutieren kann. „Warum sollte das nicht auch den Parchimern gefallen“, meint Hundrich. Sollte sein Angebot Anklang finden, könnte der hölzerne Stuhl durch ein Modell aus Bronze ersetzt werden. Für die Parchimer ist es auf jeden Fall wieder ein „Lichtblick“.

Wolfried Pätzold, 11. Dezember 2013 / Redaktion der Parchimer Zeitung

Parchimer Zeitung – Nachrichten aus Parchim und Umgebung

2. Januar 2014

Neuer Stuhl aufgetaucht: Das jüngste Parchimer Kunstprojekt von Herbert W.H.Hundrich bleibt in Bewegung. Nachdem der zum Kunst- Podium vor der Stadthalle gehoerende Stul im Feiertags-trubel verschwunden ist, hat der Parchimer Norbert Wienke ein neues Exemplar aufgestellt. Und das ist offenbar ganz nach dem Geschmack einer älteren Parchimerin, die erst einmal Platz nahm.

Foto: Norbert Wienke

Parchim: Stuhl landete in Polizeigewahrsam / Aus dem Polizeibericht /09.01.2014 – 15.22

Der weisse Stuhl, den der Bildhauer Herbert W.H.Hundrich für das Kunstpodium vor der Stadthalle zur Verfügung gestellt hatte, war im Weihnachtstrubel verschwunden (wir berichteten). Nun wurde

bekannt, dass eine aufmerksame Parchimerin ihn in den Wallan-lagen entdeckt und daraufhin die Polizeibenachrichtigt hat. Die Beamten haben das Kunstwerk sichergestellt und inzwischen an die Stadthalle übergeben. Zwischenzeitlich hatte ein Kunstfreund einen Ersatzstuhl auf den Sockel gestellt.

von Wolp / posted am 08. Jan. 2014 / 22:16