Space. Housing 2018 – Sineu/Spain

Space. Housing 2018

OECDGlossary of Environment Statistics, Studies in Methods, Series F, No. 67, United Nations, New York, 1997  Informal settlements are: 
1. areas where groups of housing units have been constructed on land that the occupants have no legal claim to, or occupy illegally;
2. unplanned settlements and areas where housing is not in compliance with current planning and building regulations (unauthorized housing).

From Wikipedia, the free encyclopedia / https://en.wikipedia.org/wiki/Housing                                                               Housing refers to houses or buildings collectively; accommodation of people; planning or provision of accommodation by an authority; and related meanings.[1] The social issue is of ensuring that members of society have a home in which to live, whether this is a house, or some other kind of dwelling, lodging, or shelter .[2] Many governments have one or more housing authorities, sometimes also called a housing ministry, or housing department

EXISTENCE
Strich drunter / Kolumne Mallorca Magazin, März 2018

Wenn die Dachbalken durch die Zimmerdecken knallen, die Schlafzimmermöbel zertrümmern und der Hausbesitzer sechs Monate später immer noch keine ernsthafte Sanierung beabsichtigt, dann habe selbst ich kapiert: It’s time to say goodbye! Jetzt heißt es Abschied nehmen von meinem einst so großartigen Atelier, dem alten Fronton von Sineu.

Es ist ganz natürlich in solchen Momenten, rückwärts zu denken, obwohl meine Gedanken in die Zukunft gerichtet sein sollten. Meine Erinnerungen wandern in das Jahr 1998, kurz bevor ich den Fronton bezog. Europa begann damals gerade aufzublühen, und in Palma eröffnete die Galeria de Arte Minkner im Carrer Catalunya mit meiner Installation „1111 Rosen“, eine Hommage an Ramon Llull, und mit der dazu gehörenden Performance. Drinnen spielten die Musiker, draußen bewegte sich die chilenische Tänzerin Andrea Cruz mit einem überdimensionierten Sonnenschirm auf ihren mallorquinischen Kollegen Tomeu Gomila zu, der in einem Kokon über dem Bürgersteig hing und zur Skulptur wurde. Die Zuschauer strömten auf die Straße und brachten den Verkehr zum Erliegen. Der ganze Carrer Catalunya war dicht.

Zwei Jahre später, am Paseo del Born, die Installation „Canto del Sol“ im Auftrag von Siegel und Wangenheim, diesmal der Insel gewidmet, aber auch den Migranten und den ersten Flüchtlingen aus Afrika. Dazu Musik und Tanz, bis alles im Lärm eines Betonmischers versank und im Baustaub erstickte. Über der anschließenden Stille schwebte nur eine Frage: Warum zerstören wir eigentlich das, was wir lieben?

Zwei Jahre lang haben wir damals auf Mallorca Europa gelebt. Menschen, Kunst, Kultur und Künstler aller Sparten, Nationen und Sprachen vermischten sich und pulsierten in einem grenzenlosen Raum, gaben der Zeit eine andere Bedeutung und dem internationalen Experiment ganze Aufmerksamkeit. Palma war auf dem besten Weg, zur Kulturstadt Europas aufzusteigen, nicht weil es von bürokratischer Hand so gewollt gewesen wäre, sondern schlicht als Folge internationaler Begegnung und einer lebendigen Mischung aus europäischer, spanischer und mallorquinischer Kultur.

Dann hieß es auf einmal „Mallorca und Mallorquin first“. Regionalisten gaben sich nach außen hin als Europäer, grenzten aber nach innen hin aus und betrieben das, was sie stolz „positive Diskriminierung“ nannten. Als wären wir aus einem schönen Rausch erwacht, hatte sich das Leben in der Öffentlichkeit verändert. Ich zog mich zurück in meine Burg, mein Atelier mit den hohen Mauern, den Fronton, und widmete mich meiner Arbeit und meinen Projekten. Und baute mir ein zweites Standbein in Mecklenburg-Vorpommern auf.

War es das nun mit Mallorca? Nein! Das Leben geht weiter, und mit ihm meine Arbeit und meine Projekte, auch auf dieser Insel. Im Centro Cultural in Andratx werde ich zum Beispiel ab Mitte Juni neue Arbeiten präsentieren, wobei der Ausstellungstitel „Poesie der Präsenz“ unter den gegebenen Umständen fast ironisch anmutet.

Oder etwa doch nicht? Wovon verabschiede ich mich überhaupt, wenn ich den Fronton verlasse? Von meiner alt gewordenen und nicht durch Zufall baufälligen Burg. Ich denke dabei an die spanische Redensart, dass es nichts Schlechtes gibt, was nicht auch Gutes mit sich bringt. Auf den Winter folgt der Fühling, auf den Rückzug der Aufbruch. Jetzt heißt es, mich neu zu definieren. Und wie immer gilt: Wie im Leben, so in der Kunst.

Ich werde deshalb am Ostersonntag und Ostermontag nachmittags die Türen meines Ateliers öffnen und meine Bilder, Zeichnungen und Skulpturen mit einem Preisnachlass von bis zu 80 Prozent verkaufen. Ich muss zugeben, dass mir das nicht leicht fällt, aber wann war es schon mal einfach,die Freiheit der Kunst zu leben? Um den Geist und die Schöpferkraft in Bewegung zu halten, muss man offen für Neues sein, und dafür muss man bekanntlich Altes hinter sich lassen. Das ist wie beim Frühjahrsputz: ausmisten und Strich drunter.